Von der Race-Control zum Hornberger Schießen
Was haben die Gymnastikboys im TV Eichen mit Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Nico Rosberg gemeinsam?
Sie alle standen schon einmal auf dem Siegerpodest am Hockenheimring (Bild). Die Besichtigung des auf der Reiseroute liegenden Hockenheimrings und ein Besuch des Motor-Sport-Museums waren der erste Programmpunkt auf dem diesjährigen Jahresausflug der Eichener Gymnastikboys, der die 28 Teilnehmer und Teilnehmerinnen in den Schwarzwald und Elsass führen sollte (20. – 23.Juli 2017). Die Insiderführung vermittelte einen guten Eindruck von der Rennatmosphäre, unter anderem weil das Motodrom aus der sonst exklusiven VIP-Lounge heraus besichtigt werden konnte. Das Herz der Motorsportfans schlug höher, als uns Zutritt zum Allerheiligsten, dem mit Elektronik vollgestopften Kontrollraum der Rennleitung – Race-Control – (während des Übungsbetriebs), ermöglicht wurde.
Abgesehen von ein paar Regentropfen bei dem Zwischenstopp auf dem Hockenheimring fand die wie schon in den Vorjahren von Reiner Tiepelmann (wieder assistiert von Siegfried Falk) sorgfältig organisierte Jahresfahrt bei herrlichem Sommerwetter statt. Vortreffliche Organisation und sonniges Reisewetter waren denn auch die Zutaten, die auch in diesem Jahr wieder zur durchweg guten Stimmung unter den Teilnehmern beigetragen haben. Mit dem vollklimatisierten Bus von Diehl-Reisen, der uns während der gesamten Reise zur Verfügung stand, ging es von Hockenheim zum Mittagessen nach Schwetzingen in ein Brauhaus und dann weiter über die A 5 direkt nach Ottenhöfen im Schwarzwald ins Hotel Pflug. Die Wahl des Hotels war wieder ein Volltreffer, insbesondere wegen der aufmerksamen jungen Hotel-Inhaber und des überaus freundlichen Personals. Das Mühlendorf Ottenhöfen liegt im Achertal zwischen der Badischen Weinstraße und der Schwarzwaldhochstraße im Städtedreieck Freudenstadt, Straßburg und Baden-Baden. Von hier aus sollte dann Schwarzwald und Elsass mit dem Bus erkundet werden.
Am Freitag übergab Reiner Tiepelmann die Leitung dann für die nächsten zwei Tage an die professionelle Gästeführerin Rita Dauenhauer aus Simonswald, die sich selbst als Schwarzwaldmädel vorstellte, wegen der Hitze aber verständlicherweise auf die typische Tracht verzichtete. Dafür erklärte sie unterwegs Herkunft und Tradition dieser eigentlich nur an wenigen Orten im Schwarzwald vorkommenden Tracht (Hut mit roten Bommeln etc.) und das damit verbundene Brauchtum.
Die erste Tour durch den mittleren Schwarzwald führte uns zunächst nach Gengenbach, das wegen seines mittelalterlichen Stadtbildes und den Resten der ehemaligen Stadtbefestigung zu einem Stadtrundgang einlud. Danach ging es weiter durchs Kinzigtal und Elztal ins Glottertal, wobei es unsere Fremdenführerin unterwegs gut verstand, mit bildhaften Geschichten und Anekdoten die Besonderheiten der an uns vorbei rauschenden Täler und Dörfer kurzweilig nahe zu bringen. Nach einem Mittagsimbiss in einer Metzgerei, die auch den berühmten Schwarzwälder Schinken in hervorragender Qualität produziert, wovon wir uns selbst überzeugen konnten, steuerten wir noch das hoch gelegene Benediktinerkloster St. Peter an. Über die Schwarzwaldhochstraße verließen wir schließlich das Glottertal in Richtung Triberg und Hornberg, letzteres auch bekannt für das berühmte „Hornberger Schießen“. Es handelt sich um eine Region, in der traditionell Uhren aller Art hergestellt wurden und werden. Die natürlich überall angepriesenen Kuckucksuhren sind dabei aber nur eine unübersehbare Variante des Könnens des traditionellen Uhrmacherhandwerks. Bedauerlicherweise blieb uns auf unserer Rundfahrt keine Zeit für die Besichtigung einer solchen Uhrenmanufaktur. Dafür konnten wir im Vorbeifahren einen kurzen Blick auf die laut dem Guinnessbuch der Rekorde „größte Kuckucksuhr der Welt“ erheischen. Zum Abschluss der Rundfahrt gab es dann in der Nähe von Gengenbach in einem Hofladen noch eine Verkostung von edlen Obstbränden und Likören, die in dieser Region tausendfach in kleinen Privatbrennereien hergestellt werden.
Im Hotel erwartete uns ein leckeres Abendessen und im Anschluss der Hausmusikant Luggi. Entgegen den üblichen Gepflogenheiten setzte dieser nicht darauf, uns mit seinen Darbietungen alleine zu unterhalten. Vielmehr verteilte er gleich sein eigenes Liederbuch mit Texten von annähernd 60 Liedern und Schlagern und überließ den Gymnastikboys den Gesang, den er mit seinem Akkordeon lediglich begleitete. Das war ganz nach dem Geschmack der Gymnastikboys aus Eichen mit Ihren Chefinnen Elke Schreiber und Karin Franz, die es sich nicht nehmen ließen, in überwältigender Stimmung ein ganzes Potpourri an Songs bis in die späten Abendstunden abzufackeln. Natürlich mussten danach die Stimmbänder in gemeinsamer Runde bei Pils und Wein im Biergarten gekühlt werden.
Unter dem Motto „Rendezvous mit dem Elsass“ ging es am Samstagmorgen nach dem Frühstück pünktlich los nach Eguisheim. Beeindruckend schon der Weg mit dem Bus durch die Dörfer am Kaiserstuhl und die kundigen Hinweise der Reiseleiterin auf die berühmten Weingüter und Sterne-Restaurants, die es hier in großer Dichte gibt. Eguisheim ist offiziell eines der schönsten Dörfer Frankreichs. Es besticht durch seine Lage inmitten des elsässischen Weinanbaugebiets und durch die Fachwerkhäuser und malerisch engen Gassen. Nach einem lockeren Stadtrundgang ging es weiter nach Colmar, der drittgrößten Stadt des Elsass. Die im Krieg unversehrt gebliebene Jahrhunderte alte Innenstadt und einige Museen mit bedeutenden Kunstschätzen stellen offenbar ein attraktives Ziel für Touristen aus dem In- und Ausland dar. Wir konnten uns einen Eindruck davon verschaffen, indem wir gemeinsam an einer Rundfahrt mit dem bis auf den letzten Platz besetzten „petit train“ teilnahmen. Für Museumsbesuche blieb leider keine Zeit, weil danach bereits ein Platz in einer im Zentrum der Altstadt gelegenen und für uns teilweise reservierten Brasserie auf uns wartete. Bei den Massen an hungrigen Touristen wahrlich eine organisatorische Großtat! Letztes Ziel im Elsass war dann das Weinstädtchen Riquewihr. Auch dieses gehört zu recht zu den „schönsten Dörfern Frankreichs“. Hier nahmen wir an einer Weinprobe in einer „Winstub“ teil, nachdem wir Gelegenheit hatten, uns durch die tief und inmitten des Städtchens gelegenen Weinkeller des Weinguts mit den riesigen Eichenholzfässern führen zu lassen.
Der Abend klang angesichts des herrlichen Sommerwetters auf der Außenterrasse des Hotels gemütlich aus. In die Stille der Nacht erklang dann nach Mitternacht noch das eine oder andere Mal der (bisher nur) in Eichen legendäre Trinkspruch mit „dem Stockfisch an der Küste von Norwegen“. Denn die Chefin Elke Schreiber ließ es sich nicht nehmen, gemeinsam mit ihren Gymnastikboys pünktlich auf ihren Geburtstag anzustoßen. Am Sonntagmorgen kredenzte die Chefin ihren Gymnastikboys jeweils noch ein Glas Sekt zum Frühstück und kurbelte damit den Kreislauf der älteren Semester für die Heimfahrt an!
Auf der Rückreise wurde dann planmäßig das auf dem Weg liegende Speyer angesteuert. Während des vorgesehenen längeren Aufenthalts bestand hier die von vielen (männlichen) Teilnehmern der Gruppe genutzte Möglichkeit, das Technik-Museum mit Original-Exponaten aus der Luft- und Raumfahrt, aber u.a. auch Dampflokomotiven und Oldtimer sowie Schiffe und U-Boote zu besichtigen. Das Technikmuseum liegt nur wenige Gehminuten vom Kaiserdom entfernt, der als die größte erhaltene romanische Kirche Europas gilt. Erst kürzlich stand die Grablege der Salier und von acht salischen, staufischen und habsburgischen Kaisern im öffentlichen Fokus, als hier die international beachtete Trauerfeier für den Altbundeskanzler Kohl ausgerichtet wurde. Dessen noch provisorisch hergerichtete Grabstätte in der Nähe des Doms war ebenso wie der Kaiserdom für einige der Teilnehmer ein festes Ziel und Fotomotiv.
Kurz vor der pünktlichen Ankunft in Eichen zog Reiner Tiepelmann ein positives Resümee des diesjährigen Jahresausflugs, dem alle Teilnehmer unumwunden per Akklamation beitraten. Das Ziel des Jahresausflugs 2018 steht bereits fest und ist auch schon weitgehend organisiert. Im nächsten Jahr (wieder im Juli) zieht es die Gymnastikboys ins Weserbergland.
Klaus Jankowski
* Die Gymnastikboys sind die aktiven und einige ehemalige Teilnehmer der „Gymnastik Herren“, immer freitags von 18.00 – 19.00 Uhr in der Turnhalle Jahnstraße (Leitung: Elke Schreiber).